Zeit: -473 NZ; Ort: Milida'an
Bauleiter Tanaka schirmte die Strahlen des Halos mit seiner Handfläche ab. Der Tag war klar und von besonderer Bedeutung, denn ein epochales Ereignis stand bevor. Gemeinsam mit fünf Fachkundigen durchschritt er die zentrale Erhebung von Artamis. Ihre Welt war nicht flach, sondern sanft gewölbt wie eine Haube. Diese Eigenheit sorgte dafür, dass das Licht des Halos Orte unterschiedlich lang erleuchtete. Am Weltenrand spürte man die wärmenden Strahlen nur für wenige Stunden, während hier, im Herzen, niemals Dunkelheit herrschte.
Mit andächtiger Miene kniete sich Tanaka nieder, legte die Hand auf das trockene, warme Gras und grub eine kleine Kuhle. Er zerrieb die Erde in seinen Fingern. Der Boden war weder zu sandig noch zu feucht. Hier wird eine neue Welt entstehen, dachte er, während ein zufriedenes Lächeln über sein Gesicht huschte.
„Beginnt mit den tieferen Bodenproben! Außerdem brauchen wir eine vollständige Vermessung: die Breite der Flüsse Mathiar und Aeri, den Umfang des Zufluss-Sees und die relative Steigung pro Hex. Los geht’s!“, rief er mit klarer, energischer Stimme, obwohl keine Eile geboten war. Sie standen schließlich an der einzigen Stelle von Artamis, die unaufhörlich vom Halo beschienen wurde. Der ideale Ort für eine neue Ära. Wo einst Kriege tobten, sollte nun Milida’an entstehen: eine Stadt des Lichts und der Vielfalt.
Die Schöpfer Artamis‘ selbst, die Vinalii, hatten Tanaka mit der Planung dieser Hauptstadt betraut. Sie sollte ein Zuhause für die sechs Völker werden, ein Ort der Einheit und Harmonie. Die Besonderheiten und die Stile ihrer Städte würden hier aufeinandertreffen. Farbenfrohe Stoffe aus Asaltingen, der Gemeinschaftssinn der Aenaier, die Freiheit von Tahlos, der Einfallsreichtum Grifthalls, die Neugier Alabastaans und die Pracht Aedars – all dies würde in Milida’an verschmelzen. Tanaka drehte sich langsam um die eigene Achse und seine Gedanken malten Bilder der zukünftigen Stadt. Er sah lachende Menschen und Kinder, die unterschiedlicher nicht sein könnten, spielend auf den Straßen. Neugierige Forscher und Erfinder, die gemeinsam visionäre Ideen entwickelten. Farbenfrohe Künstler im Austausch miteinander und Baumeister, wie ihn, die zusammen neue Stile schufen. Milida’an würde ein Ort unermesslicher Möglichkeiten sein.
Nach einer Weile griff Tanaka in seinen Rucksack, zog eine Handschaufel heraus und vertiefte die Kuhle. „Alle herkommen! Bringt den Grundstein!“, rief er seinen Kollegen zu. Drei Männer hoben den schweren Stein aus weißem Lapial an, einem der härtesten Gesteine von Artamis, und trugen ihn vorsichtig herbei. Behutsam ließen sie den sechseckig geschliffenen Pfahl in die vorbereitete Grube sinken. Tanakas Einschätzung war präzise gewesen: Der Grundstein ragte exakt einen Meter aus dem Boden. Während die anderen die Kuhle auffüllten, trat Tanaka einen Schritt zurück und sprach mit ruhiger Stimme: „Heute haben wir den ersten Stein der neuen Hauptstadt gelegt. Für diese mag er nur der Grundstein sein, doch für die Völker Artamis ist er ein Hoffnungsschimmer und Meilenstein. Über Jahrhunderte haben wir uns auf diesem Fleckchen Erde bekriegt. Eine neue Ära beginnt hier und heute. Eine Zeit für Frieden und Eintracht und eine Stadt, die genau dies verkörpern wird: Milida’an.“
Einen Moment lang verharrte Tanaka. Er legte die Hand auf die glatte Fläche des Steins und spürte etwas, das sich wie das Schicksal selbst anfühlte. Die anderen taten es ihm gleich und so standen sie alle sechs um den Grundstein, die Augen geschlossen. Die Strahlen des Halos umhüllten sie mit ihrem warmen Licht und machten diesen Augenblick vollkommen.
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